Was von den „Likes“ bleibt

Irgendwie ist es gruselig! Die erste Generation, die mit Facebook und Co. aufwächst, ist auch die Erste, die „virtuelle“ Spuren hinterlässt. Was früher Tagebücher und Liebesbriefe waren, sind heute Messages, Likes und Postings. Eines ist klar: Was das Internet einmal hat, ist für immer gespeichert.

Diese Daten sagen viel über einen Menschen aus, und können so für Hinterbliebene einen Trost, aber auch manchmal eine Erklärung liefern. Wie im Falle eines 15-jährigen Mädchens aus Berlin, das 2012  vor eine U-Bahn gestürzt ist. Die Eltern der jungen Frau kämpften fast sechs Jahre darum, Einsicht in die privaten Nachrichten der verstorbenen Tochter zu bekommen – mit Erfolg. Heute entschied der Bundesgerichtshof in Karlsruhe in letzter Instanz, dass auch digitale Inhalte wie Tagebücher oder Briefe behandelt werden sollten, denn diese gehen nach dem Tod einer Person auch an die direkten Erben. Die Eltern des Mädchens  haben nun endlich eine Art Gewissheit. Denn  Suizid wurde bis heute von der Familie des Mädchens nicht ausgeschlossen.

Die eigentliche Schwierigkeit in diesem Fall ergab sich aus den Datenschutz-Verordnungen von Facebook. Grundsätzlich kann man Konten von Personen durch ein paar Mausklicks in den „Gedenkzustand“ bringen. Somit kann man das Profil von Verstorbenen immer besuchen, jedoch kann niemand mehr eine Änderung daran vornehmen. Wer das im Fall der 15-Jährigen veranlasst hat, ist ebenso unklar. Facebook schweigt auch hier aus Datenschutz-Gründen. Weiteres ist Facebook um den Datenschutz der Freunde des Mädchens besorgt: Denn der Schutz der Dritten sollte in diesem Fall garantiert sein. Wie dieses Meldeformular aussieht, habe ich euch im folgenden Screenshot illustriert:

Facebook
Quelle: Facebook

Wem überlasse ich mein Facebook-Profil?

Damit man schon im Vorhinein das Entscheidungsrecht darüber hat, wer nach dem Tod die privaten Daten auf Facebook sehen und bearbeiten darf, hat der Social-Media-Riese ein extra eingerichtetes Feature. Wieso man hierfür 18 Jahre alt sein muss, erschließt sich mir leider nicht ganz:

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Quelle: Facebook

Hier kann man seinen „Nachlasskontakt“ bestimmen, der im Todesfall das Profil verwalten kann. Wenn man auf ein Facebook-Profil nach dem Tod lieber verzichten würde, kann man auch eine Löschung veranlassen. Beides ist unter Einstellungen im Bereich „Konto verwalten“ zu finden. Wie das Ganze aussieht, seht ihr hier:

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Quelle: Facebook

 

Wie es auch sei und ob man sich für eine der Möglichkeiten schon im Vorhinein entscheidet, es ist doch immer am Wichtigsten,  während Lebzeiten darauf zu achten, was man veröffentlicht und was nicht. Und zum Thema Datenschutz: Ach Facebook, seit wann ist euch DER denn eigentlich SO wichtig? 😉

Bis bald,

Melanie

Brauchen wir ein Drittes Geschlecht?

Der Verfassungsgerichtshof gab letzten Freitag bekannt, dass neben „männlich“ und „weiblich“ eine weitere Geschlechtseintragung in amtlichen Dokumenten möglich sein muss. Das Ganze ins Rollen brachte Alex Jürgen*, eine intersexuelle Person, die sich diskriminiert fühlte, da es ihr nicht gestattet worden war, ihren Geschlechtseintrag im Zentralen Personenstandsregister auf „inter“ oder eine ähnliche Formulierung ändern zu lassen.

Traurig einerseits, dass der Verfassungsgerichtshof erst auf Druck das Personenstandsgesetz amtswegig geprüft hat. Erfreulich natürlich andererseits, dass endlich darüber geredet wird und etwas passiert. Denn laut einer EU-weiten Statistik sind 1,79 Prozent der Bevölkerung intergeschlechtlich. Umgerechnet sind das dann mehr als 9 Millionen Menschen in der EU, die seit Jahren kein offizielles, amtliches Recht auf Intersexualität haben – und das im 21. Jahrhundert.

Außerdem könnten in Zukunft mit dieser Möglichkeit vielen Kindern eine Menge Leid erspart werden. Geschlechtsanpassungen sind, vor allem im Baby- und Kindesalter, gang und gäbe. Schließlich muss das Kind „Geschlechtskonform“ erzogen werden. Einen offiziellen Buben in Mädchenkleider zu stecken, da sich das Kind doch in eine andere Richtung entwickelt, erscheint doch als unmöglich für Eltern. Ich hoffe, man versteht die Ironie.

Jedenfalls ist der Mensch ein komplexes Wesen und das körperliche Geschlecht muss nicht immer mit dem „geistigen Geschlecht“ übereinstimmen. Im englischen Sprachgebrauch lässt sich das leichter in „Sex“ (biologisches Geschlecht) und „Gender“ (kulturelles Geschlecht) unterteilen. Die Möglichkeit nun, offiziell intersexuell sein zu können, könnte also vielen Menschen in Zukunft vieles erleichtern. Oder eben auch erschweren…

Braucht man überhaupt Geschlechter?

Muss man sich „abstempeln“ lassen? Welcher Nutzen hat die Menschheit von einem „M“, „F“ oder nun bald auch „X“ in offiziellen Dokumenten? Dass das Ganze im medizinischen und deshalb biologischen Sinne wichtig werden kann, ist mir bewusst. Jedoch ist jede*r Patient*in individuell und ein*e Mediziner*in muss sich auf die jeweiligen Umstände so oder so einstellen. Also nochmal: Worin steckt der Sinn hinter dieser Klassifizierung? Ob nun jemand männlich, weiblich oder einfach inter ist, ist doch irrelevant. Mensch ist Mensch, es reicht doch, wenn man eine Staatsbürgerschaft hat, hinter der sich schon eine Sinnhaftigkeit versteckt. Also wieso muss man ein Geschlecht „haben“? Aufs Damenklo darf ich auch ohne Vermerk im Reisepass!

Eine Dekonstruktion der Geschlechter im juristischen Rahmen könnte so eine Erleichterung darstellen. Denn rein amtlich und offiziell gibt es dann keinen Unterschied mehr zwischen den Geschlechtern. Davon könnten wir doch nur alle profitieren, oder?

Bis bald,

Melanie

Die „Bitch Academy“

Alle meine Gebete in den letzten 21 Jahren wurden erhört! Mädels, packt eure Sachen, auf geht’s nach Russland, denn es gibt sie wirklich: Die Bitch Academy.

Nein, hier ist nicht die Rede von einer Universität, die diplomierte Prostituierte ausbildet. Obwohl das der Sache schon ziemlich nahekommen würde. In der „Bitch Academy“ in Moskau wird jungen (oder weniger jungen) Damen beigebracht, wie man sich einen „Sugar Daddy“ angelt.

Für alle wohlbehüteten, unschuldigen Mitmenschen: Ein „Sugar Daddy“ ist ein meist etwas reiferer Herr, der eine Menge Geld am Konto hat. Umso höher der Kontostand, umso jünger meist auch die Frau an seiner Seite. Rein optisch sprechen wir hier nicht von der Kategorie David Beckham oder Enrique Iglesias, sondern Richard Lugner. Letzterer ist wohl der bekannteste „Sugar Daddy“ Österreichs, welcher übrigens wieder mit einer 58 Jahre jüngeren Frau turtelt.

Für umgerechnet schlappe 100 Euro kann man also Teil eines Kurses der „Bitch Academy“ werden. Man lernt dort eben wahnsinnig innovative Dinge: „Zuallererst musst du fröhlich sein. Lieb, sanft, zärtlich, adrett, nicht langweilig, sehr sexy und keine Hure.“ Die passende Lap-Dance-Kurseinheit gibt es natürlich auch dazu.

Nun, da ich quasi selbst eine Bitch Academy eröffnen könnte, mit meiner unglaublichen Lebenserfahrung und meinen unemanzipierten Lebensstil, hier ein paar exklusive Tipps von der Bitch höchstpersönlich nur für euch:

1) Schweigen ist Gold

Je weniger du redest, desto weniger kann der Mann auch erkennen, dass da etwas Hirn hinter der gepuderten Stirn ist. Männer haben ANGST vor Frauen, die 2+2 zusammenzählen können. Also rede nicht, schweige lieber.

2) No-Make-Up mit Make-Up

Soll heißen: Du bist hässlich. Vor allem ungeschminkt. Aber da wir um Himmelswillen nicht geschminkt aussehen sollen, musst du dich so schminken als wärst du nicht geschminkt. Das soll aber dann so aussehen, als wärst du trotzdem geschminkt, ohne aber geschminkt zu sein. Ihr versteht.

3) Du darfst alles machen…

…außer eben das, was du gerne machst. Denn alles was du gerne machst, wirkt so als hättest du Spaß am Leben. Und das kannst du ohne Mann doch schwer haben, oder?

Die drei durchaus essentiellen Tipps waren nun kostenlos, für alles weitere werden in Zukunft auch von mir Kurse angeboten. Da die Wirtschaft in Österreich auch 2018 wachsen wird, kann ich ruhig 150 Euro pro Kursteilnehmerin verlangen. Aber woher weiß ich das überhaupt? Als Frau?

Melanie

 

P.s.: Wer sich nun die Frage stellt, wie ich auf die „Bitch Academy“ komme: Es gibt einen gleichnamigen Dokumentationsfilm und ein „kreuz&quer“-Dokumentation auf ORF2, in der das Thema behandelt wird. Empfehlenswert!

 

Ist es wirklich wünschenswert, dass Journalisten Models beleidigen dürfen?

 „Aber diese Schenkel sind einfach nicht Mode, sie sind zu fett.“

Wow, okay. Als ich letzten Sonntagabend durch meinen Facebook-Feed scrollte, erhaschte ein Post besonders meine Aufmerksamkeit: „Ist es wirklich wünschenswert, dass Models dick sein dürfen?“ Ein Meinungsartikel der WELT von der Autorin Inga Griese. Wenn ihr auf den Link klickt, kommt ihr direkt zum Artikel!

Grundsätzlich hat mich die Überschrift des Artikels nicht überrascht. Ein paar Leser*innen mit einer kontroversen Frage ködern und ab geht die Post. Standard. Aber beim Lesen hatte ich eher das Gefühl, dass die Autorin genau so viel Lust hatte, den Text zu schreiben, wie auf eine Weisheitszahn-OP. Auch das schockierte mich jetzt weniger, es gibt journalistisch gesehen natürlich spannendere Aufgaben als einen Meinungsartikel über „dicke“ Frauen zu schreiben.

Aber der Abschnitt des Artikels schockierte mich dann doch:

„Und jetzt mal ehrlich: Die Oberschenkel sind furchtbar. Man kennt die Sorte nur zu gut im Zusammenhang mit zu kurzen Shorts in Disneyland Orlando. Dies ist kein Bashing gegen Dicke. Warum auch. Zumal dick ebenso wie dünn oftmals subjektiv eingeschätzt wird.

Aber diese Schenkel sind einfach nicht Mode, sie sind zu fett. Man darf das noch sagen in Europa. In den USA würde man wahrscheinlich wegen Diskriminierung verklagt.“ – Inga Griese

Ist es etwa in Mode, andere zu beleidigen? Und dann im nächsten Atemzug zu sagen, dass es doch kein „Bashing“ sei? Außerdem sollte Frau Griese als Chefredakteurin des Stil-Magazins ICON sehr wohl wissen, was nun in Mode ist.

Bodyshaming

Bodyshaming ist nie cool. Egal welcher Herkunft. Man sagt niemanden, dass er zu dick sei. Außer man ist Arzt und hat eine berechtigte Sorge! Natürlich sagt man im Gegenzug auch niemanden, dass er/sie mehr essen sollte, weil jemand zu „dünn“ ist. Das ist nicht hilfreich und bringt der angesprochenen Person durchaus wenig. Frau Griese, bitte merken Sie sich das!

Außerdem verstehe ich nicht, wie man vor allem als Frau, gegen „fette Oberschenkel“ wettern kann. Meine Güte, wir sind Menschen, Frauen haben Cellulite und nicht jede hat Modelbeine wie Heidi Klum. So schön es auch wäre!

Ich finde auch, dass Schönheit meist durch Ausstrahlung und Selbstwertgefühl bestimmt wird als durch Makel zerstört. Ashley Graham geht hier mit gutem Beispiel voran.

Frauen wird seit Jahren vorgebetet, wie sie zu sein haben und wie sie aussehen müssen. Bei Männer ist das immer etwas lockerer, Hauptsache, das Gehalt stimmt. Was natürlich auch nicht gut ist. Aber hey, es ist leichter, viel zu verdienen, als sein ganzes Leben lang jeden Tag wie frisch aus den Ei gepellt auszusehen und sich auch so zu benehmen!

Niemand sagt, dass man sich Models als Vorbild nehmen muss und ich glaube heutzutage hat sich die Rolle des Vorbilds ziemlich geändert. Selten sind es wirklich Models.

Der Beruf des Models

Model aber, das wird gern vergessen, ist ein Beruf. Mit bestimmten Anforderungen“, schrieb Inga Griese. Gut, ergibt Sinn, damit meinte sie aber, dass zum Beispiel Ashley Graham diesen Anforderungen nicht entspricht.

Das Einzige, was an Ashley Graham vielleicht nicht einem Model entspricht, sind die „typischen“ Modelmaße. Sonst präsentiert, postet und verkauft sie sich selbst wie jedes andere Model. Vielleicht manchmal sogar besser als andere, aber das ist Geschmackssache.

Mode sollte für alle da sein, und nicht bei einer bestimmten Kleidergröße anfangen oder aufhören. Für mich als Käuferin ergibt es logischerweise mehr Sinn, wenn ich ein Kleidungsstück an Ashley Graham oder anderen PlusSize Models sehe als an einem Victoria Secret Engel. Aus dem einfachen Grund, da ich dann so viel leichter einschätzen kann, wie es an mir aussehen könnte. Wenn ich ein Kleid an Bella Hadid sehe, fällt es mir schon um einiges schwerer. Geschweige denn, ob der Designer überhaupt meine Größe produziert hat.

Und jetzt kommen wir zum springenden Punkt: Mode ist für alle da. Wir müssen uns alle irgendwie etwas anziehen, und wer ist denn nicht gerne geschmacklich passend angezogen?

Die Modebranche hat nun langsam verstanden, dass es auch Größen jenseits der 32 gibt. Da mit dem anderen Extrem anzufangen, ergibt natürlich Sinn, aber wo bleiben die „Durchschnittsgrößen“? Warum werden immer nur gewisse Köperformen und -größen präsentiert? Ist ein Model mit Größe 38 oder 40 vielleicht zu normal?

Anstatt sich über „dicke“ Models auszulassen, sollte man vielleicht besser für mehr Vielfalt innerhalb der Modewelt appelieren. Denn dann haben wir alle was davon, auch die kleinen Mädchen, die dann weder Size Zero noch Plus Size nacheifern „müssen“.

Bleib du selbst,

Melanie

Anmerkung: Meinungsartikel, nicht alle Aspekte wurden im Text angesprochen.

Deutschland, wir müssen reden!

Rassismus ist ein Thema, das uns alle etwas angeht. Wie? Ein alter Hut? Leider nein. Alleine im Jahr 2016 stieg die Anzahl rechter Gewalttaten um 44 Prozent. Mittlerweile sind es 1.485 Fälle. Vor allem Flüchtlingsunterkünfte sind vermehrt im Visier solcher Angriffe. Haben wir nichts aus der Geschichte gelernt? Was bedeutet Rassismus eigentlich? Und was ist denn überhaupt „wirklich deutsch“?

Diese Gedanken hat sich auch der Journalismus-Jahrgang 2015 der DEKRA Hochschule für Medien in Berlin in Kooperation mit dem Deutschen Hygiene Museum Dresden gemacht. Das Abschlussprojekt der Journalist*innen besteht aus einer Live-Sendung am 21.12.2017 in Dresden direkt aus dem Hygienemuseum und steht unter dem Titel „Deutschland, wir müssen reden“. Nun könnt ihr euch natürlich vorstellen, dass für uns eine Live-Sendung nicht genug ist.

Zwei Interviewfilme zu den Themen „Rasse/Rassismus, Volk und Heimat“ sowie „Vielfalt/Identität/Wie wollen wir leben?“ werden produziert und Teil der Sonderausstellung, welche ab Mai 2018 im Deutschen Hygiene Museum zu sehen sein wird.  Gespannt? Wir auch, denn in den kommenden Wochen besuchen uns zahlreiche Persönlichkeiten und werden vor der Kamera über dieses wichtige Thema sprechen. Mo Asumang und Tyron Ricketts durften wir schon als unsere Gäste begrüßen.

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Willst du am Laufenden gehalten werden? Was denkst DU darüber? Ist die Bekämpfung von Rassismus wichtiger denn je? Lass es uns wissen! Du findest uns unter:

Facebook: Deutschland, wir müssen reden

oder

Instagram: Deutschland, wir müssen reden

Mit einem Klick auf die Verlinkungen kommt ihr auf unsere Seiten!

Hoffentlich bis bald auf unseren Social-Media-Kanälen,

Melanie

Wer braucht noch Feminismus?

„Feminist*innen sind doch nur irgendwelche Kampflesben, die Männer hassen und sonst nichts zu tun haben“, Zitat einer Facebook-Bekannten von mir, die sich vor kurzem mit diesen Worten unter einem Zeit-Online-Artikel äußerte. „Heftig!“, dachte ich mir damals. Zu mehr war ich leider nicht im Stande, weil ich ziemlich erschüttert über so viel Hass in einem Kommentar war. Denn grundsätzlich hat sich die Gute selbst damit beschimpft. Meiner Meinung nach ist es nämlich nicht möglich, eine Frau und keine Feministin zu sein. Jedenfalls spätestens dann nicht, wenn ich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau bin.

Oberkörperfreie Frauen die mit selbstgemalten Plakaten irgendwelche Straßen stürmen, und Männerhasser*innen: Das sind meist die ersten Gedanken die einem in den Sinn kommen, wenn man an Feminist*innen denkt. Traurig, dass diese Bewegung von einem furchtbaren Klischee überschattet wird. Denn Feminismus ist nicht gleich Feminismus: Radikaler Feminismus, Gleichheitsfeminismus oder Marxistischer Feminismus sind nur Beispiele für Strömungen innerhalb des Überbegriffes Feminismus. Die eigentliche Definition des Wortes lautet aber so:

Feminismus ist eine Ideologie und gesellschaftliche Bewegung, die die Gleichberechtigung der Frau in allen Lebensbereichen und eine Veränderung der gesellschaftlichen Rollen von Frauen anstrebt.

Und die oben genannte Gleichberechtigung fängt schon bei ganz kleinen Dingen an. Wenn man in der Stadt unterwegs ist und gezielt darauf achtet, wird einem auffallen, dass wenn sich Personen entgegenkommen, hauptsächlich Frauen ausweichen werden. Als ich das zum ersten Mal gehört habe, habe ich es als lächerliche Theorie abgetan. Trotzdem versuche ich immer öfter einfach NICHT auszuweichen und siehe da: Ich wurde noch nie so oft angerempelt, und dass größtenteils von Männern.

Ein weiteres Phänomen ist das „Manspreading“, also die gespreizte Beinhaltung beim Sitzen von Männern in Verkehrsmitteln. Schon einmal als Frau mit zwei Männern auf der Rückbank eines Autos eine Fahrt genossen? Die beiden Herren könnten noch so dünn sein, die Dame wird trotzdem am wenigsten Platz haben. Und warum? Weil sich die Frau auch selbst am wenigsten Platz nehmen wird.

Und nun kommen wir zum eigentlichen Grundproblem: Frauen werden zum „schwächeren Geschlecht“ erzogen, obwohl sie weder dümmer noch wirklich schwächer sind. Nicht die Männer stacheln dieses Ungleichgewicht in der Gesellschaft an, sondern eben die Frauen, die sich wortlos unterordnen. Dieses Unterordnen kann man in vielen Lebenslagen und auch alltäglichen Dingen, wie oben genannt, erkennen. Ein ewiger Kreislauf!

Deshalb ist es für mich unverständlich, wie Frauen sagen können, dass Feminismus völliger Schwachsinn ist. Feminismus besteht eben nicht nur aus Alice-Schwarzer-Zitaten und Demonstrationen, sondern für das Einstehen der eigenen Rechte. Und diese eigenen Rechte beziehen sich nicht nur auf das Wahlrecht und eine faire Entlohnung, sondern auch auf ganz alltägliche Dinge. Eine Frau kann ihre Rechte fordern und sie selbst sein, ohne dass sie ihre Weiblichkeit verliert. Feminismus sollte nicht gebraucht werden, sondern ganz selbstverständlich sein, so dass in utopischer Zukunft vielleicht wirklich keiner mehr nötig ist.

Bis bald,

Melanie

 

Veränderungen mit Folgen

Der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung ist längst kein Geheimnis mehr. Die Metaphylaxe, sprich die prophylaktische Behandlung von allen Tieren im Stall wenn ein Krankheitsfalls auftritt, gehört zur Betriebsroutine. Verständlich, aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Was aber macht dieses Antibiotika mit dem menschlichen Körper nach dem Verzehr? Können wir wirklich eine „Antibiotikaresistenz“ entwickeln?

Vorweg: Nicht der Mensch selbst wird resistent, sondern die Krankheitserreger können durch Antibiotika nicht mehr abgetötet werden. Einfach zusammengefasst bedeutet das, dass Bakterien über die Jahre hinweg einen Schutzmechanismus entwickelt haben, um ihren Stamm vor dem Aussterben zu bewahren. Eine Mutation mit Folgen!

Laut einer Studie der  Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben rund 70.000 Menschen weltweit an den Folgen von Infektionen mit multiresistenten Keimen. Besonders gefährdet sind hierbei Babys, ältere Menschen, AIDS-Patienten, Organempfänger oder Krebspatienten, die aufgrund einer Chemotherapie stark geschwächt sind.

Diese Patient*innen bekommen meist Reserveantibiotika, also Antibiotika die Ärzte*innen verschreiben, wenn es keine andere Möglichkeit der Behandlungsform gibt. Diese Arzneimittel werden als „besonders wichtig für den Menschen“ eingestuft, und müssen daher möglichst selten in Verwendung kommen.  Laut WELT handelt sich um Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone, die Menschen bei hartnäckigen Harn- und Atemwegsinfektionen verschrieben werden, und um Cephalosporine der dritten und vierten Generation, also neuere Medikamente.

Nun zur eigentlichen Problematik: Wenn in großen Mastbetrieben Tiere erkrankt sind,  muss schnell und effektiv gehandelt werden. Ein Tier allein mit Medikamenten zu versorgen ist in diesem Fall sinnlos, da man nicht weiß, welche anderen Tiere noch mit den Erregern infiziert sein könnten. Um hier eine Epidemie zu vermeiden, müssen möglichst alle Krankheitserreger im Betrieb abgetötet werden. Reserveantibiotika vernichten eine große Spannbreite der Bakterien, und sind ein effizienter Lösungsweg. Vorausgesetzt alle Tiere werden mit den Präparaten gefüttert. Umso öfter nun aber diese Reserveantibiotika verwendet werden, umso eher „gewöhnen“ sich die Bakterienstämme und werden resistent. Das führt nun einerseits dazu, das Reserveantibiotika nicht mehr alle Bakterien abtöten können und andererseits zu einem veränderten Bakterienstamm, der für Mensch und Tier gefährlich werden kann.

In Deutschland ist die Verordnung der Medikamente erlaubt, jedoch ist das Thema ein politischer Streitpunkt. Der deutsche Agrarminister Christian Schmidt (CSU) sprach sich 2016 im ARD-Morgenmagazin gegen ein Verbot von Reserveantibiotika in der Tierhaltung aus. Es sei „rechtlich und medizinisch nicht möglich“, jedoch soll der Einsatz von Reserveantibiotika in der Tiermedizin reduziert werden.

Das diverse Bakterien resistent gegen Antibiotika sind, liegt natürlich nicht nur am Fleischverzehr. Auch die häufige oder falsche Einnahme des Medikaments trägt dazu bei. In einer Studie der WHO gab ein Drittel der 9772 Befragten an, das sie die Tabletten nur so lange einnehmen, bis die Symptome abgeklungen sind. Ein fataler Fehler, denn das begünstigt eine Antibiotikaresistenz der Bakterien. Neben der Nahrung und der richtigen Einnahme ist die Hygiene auch ein wichtiger Faktor, nicht nur innerhalb von Krankenhäusern und sanitären Anlagen.

Bis bald,

Melanie

Brandnew Dating-Tipps 2017

Mädels, packt die Rasierer aus und eure „Hello-Kitty“-BHs wieder ein: Der Frühling steht vor der Tür und so auch Testosteron überlastetes, männliches Material. Vergesst ab heute eure absolut romantische Beziehung mit den „Hallo-bittschon!“-Dönermann zwei Straßen weiter. Denn nur, weil er weiß, das ihr euren Döner ohne Tomaten wollt, muss er nicht unbedingt der sein, der euch um drei Uhr nachts mit drei Promille und nur einen Schuh am Fuß nach Hause bringt. Wir warten jetzt auf Mr. Right, wie er mit seinem schneeweißen Gaul auf uns zugeritten kommt und uns dann gentlemanlike auf einen veganen LowCarb-Chiasamen-Apfelzimt-Shake im Mcfit unserer Wahl einlädt.

Als professionelle Fulltime-Bloggerin könnt ihr euch natürlich vorstellen, an welchem Stress ich derzeit leide: Einladungen zu Events, bei denen nicht mal Z-Promis auftauchen wollen und massenhaft Anfragen für Fototermine von meinem Selfiestick. Zara hat sich übrigens auch bei mir gemeldet. Die meinten, ich soll aufhören, die Marke auf diversen Fotos von mir zu markieren, das wäre rufschädigend. Für mich natürlich. Aber trotzdem finde ich für euch Zeit. Nur für euch, meine geliebten „Bauchfrei-geht-bei-dem-Wetter-schon“-Girls, die noch um halb fünf Uhr morgens zu „All-the-Single-Ladies“ im Club enthusiastisch tanzen, da sie noch auf die Typen hoffen, die Torschlusspanik bekommen und sich an alles ranmachen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Meine Tipps sind so überzeugend, Elyas M’Barek hat seine Perle Ende letzten Jahres nicht umsonst verlassen, nachdem ich ihn mit zwei Cosmopolitan in der Hand und ohne Strumpfhose bei minus 10 Grad über den Weg gelaufen bin. Ihr denkt das ist gelogen? Okay ihr habt Recht, als könnte ich mir zwei Cosmopolitan leisten. Stil ist eben für mich auch 2017 ein Fremdwort.

5 Must-Have-Dating-Tipps für Frauen im Frühling 2017

1.Slow-Motion

Ihr erinnert euch bestimmt an die bekannte „Baywatch“-Szene mit Pamela Anderson? Wenn nicht, dann solltet ihr spätestens jetzt ganz schnell aufhören zu lesen, nicht, das sich eure Eltern über den neu erlernten Wortschatz wundern. Zurück zu Pam: Was soll ich sagen? Bis jetzt dachten wir doch alle, dass ihr blondes Haar und die gemachten Brüste ihre Erfolgsquote bei Männern Nähe drölfzig bringt. Doch in Wirklichkeit ist es der langsame Run, der die Herzen katapultartig in die Höhe schlagen lässt. Aus einem einfachen Grund, denn die rechte männliche Gehirnhälfte arbeitet sehr langsam und muss gewisse Reize erst transportieren. In der Linken geht es übrigens nur um Bier und Fußball, da brauchen wir uns nichts vormachen. Also was merken wir uns? Alles ganz, gaanz, gaaanz langsam machen. Reden, essen, aus der Bahn aussteigen: Es kann so einfach sein. Aber Achtung: Die Grenze zwischen „lasziver Diva“ und „kurz vor dem dritten Schlaganfall“ ist schmal. Sehr schmal.

2.Emanzipation

Es soll sie wirklich geben: Die süßen und schüchternen Mädchen, die auf geheimnisvoller Weise attraktiv wirken und schwer zu haben sind. Das sind auch locker die, die früher das Extra von der „Bravo-Girl!“ geklaut haben, um sich damit freche Flechtfrisuren zu zaubern und in der Schule damit angeben zu können. So wollen wir nicht sein. Wir sollten eher die sein, die auf einen Typen zusteuern, sagen „Hey, ich habe in mein Bett geschissen, darf ich heute bei dir schlafen?“ und danach in einem peinlichen Moment des Schweigens die eigene Nummer gekonnt in sein Handy eintippen. Das ist Emanzipation, meine Damen, ab heute jagen wir!

3.Schminkprofis

Wer euch erzähle möchte, dass ihr ohne Schminke schön ausseht, lügt. Denn entweder sagt das eure Mutter (die muss), Werbung für Kosmetik, die euch natürlich aussehen lassen will (die kann) oder ein Mann, der euch ins Bett kriegen möchte oder blind ist (der muss, kann und hat keine andere Wahl). Was ich eigentlich damit sagen will, ist, dass dieses ganze Make-Up-Zeug ziemlich teuer ist und der Trend sich praktisch dreimal täglich ändert. Dass das jetzt in erster Linie nichts mit Männer zu tun hat, ist mir bewusst. Da sich aber nun schon der Großteil der Männer mittlerweile besser mit Beauty auskennt als jede zweite Frau und Bill Kaulitz zusammen, solltet ihr immer die neuesten DM-Kollektionen im Hause haben. Wem das zu teuer ist, der kann sich einfach direkt vor Ort die Testprodukte ins Gesicht klatschen. Außer euch geht es so wie mir und ihr bekommt vom reinem Zuschauen Herpes und Bindehautentzündungen. Dann geht besser ungeschminkt zu Douglas, die waschen ihre Pinsel wenigstens einmal im Monat.

4.“Willst du gelten, mach die selten!“

Oder noch besser: Verschwinde von der Bildfläche. Wenn du erst einmal super offen und direkt warst (siehe Punkt 2), kannst du dich wieder vom Gelände vertschüssen. Denn nichts macht heißer als die „Don’t-care-Attitude“. Du musst unbedingt so wenig „caren“, dass der Typ glaubt, du wärst eine Fata Morgana in seinem Vier-Uhr-Morgens-Suff gewesen. Das heißt konkret, dass du auf keine Nachricht, keinen Anruf und auch keinem Rauchzeichen von ihm antwortest. Fürs Erste, denn dann gehen wir automatisch zu Punkt 5 über…

5. Wie Jürgen Trovato

…und zwar beginnt jetzt der spaßige Teil: Das Stalken. Du hörst nicht damit auf, bis du den dritten Vornamen seines Urgroßcousins aus Guatemala kennst. Erst wenn du das erledigt hast, kannst du so viele Brieftauben auf ihn loslassen, wie du möchtest. Ja, Sms tun’s auch. Die sollten aber eine krasse Aussagekraft haben. „Heyyy“ extra, „Wie geht’s“ extra und das Fragezeichen dann auch noch in einer extra Nachricht. Warum nur einmal in seinem langsamen Gedankengang präsent sein, wenn man es auch permanent kann?

Ihr fragt euch bestimmt, warum es diesmal nur fünf Tipps anstatt der üblichen zehn sind, oder? Erstens werde ich pro Artikel und nicht pro Tipp bezahlt und unter anderem sind fünf Tipps sogar überflüssig, solange du Brüste hast! Falls ihr dennoch Fragen habt, könnt ihr gerne mich oder Bridget Jones kontaktieren, unsere Dating-Tipps ergeben ungefähr gleich viel Sinn, nur das sie mehr Geld damit macht als ich.

Also Mädels, viel Glück,

Eure Melanie

Love whatever you love

„Love your curves“- Selten eine Kampagne ging so nach hinten los, wie das derzeitige Werbeplakat vom Modekonzern Zara. Darauf zu sehen: Zwei gertenschlanke, junge Frauen. Ob man diese nun schön findet, oder eben nicht, ist Geschmackssache. Was aber außer Frage steht, ist, dass die beiden Models nicht zu den Plus-Size-Girls gehören, die diese „Kurvenpromotion“ eigentlich vertreten.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Prompt hagelte es heftige Kritik und einen krassen Shitstorm im Internet. Die Marketing-Abteilung von Zara dürfte dennoch nicht überrascht gewesen sein. Es kann mir niemand erzählen, dass das keine geplante PR-Masche war. Übrigens hat die Sportmarke Nike fast zur gleichen Zeit eine ähnliche Kampagne gestartet, nur mit dem Unterschied, dass die Models hier auch dem „Plus-Size-Klischee“ entsprechen.

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©Nike

Nichtsdestotrotz werfen diese Fotos wieder unzählige Debatten auf: Einerseits verleiten solche Kampagnen viele junge Frauen und Männer dazu, sich selbst verzerrt zu sehen, obwohl sie normalgewichtig sind. Andererseits ist es auch kein Geheimnis, dass unsere Gesellschaft immer adipöser wird, und die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland laut der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) steigt. Das starkes Übergewicht oder auch Untergewicht nun kein Segen für die Gesundheit ist, dürfte auch keine neue Erkenntnis sein.

Ich habe lange recherchiert und natürlich gibt es unzählige Studien. Die einen wollen uns erzählen, dass ein BMI im unterem Normalbereich (also von 19) der Schlüssel zur ultimativen Gesundheit ist. Die anderen Wissenschaftler schwören darauf, dass ein leicht erhöhter BMI (27-28) uns länger leben lässt und Krankheiten wie Alzheimer vorbeugen, wenn nicht sogar verhindern kann. Zitieren will ich von diesen Studien aber keine, da ich ehrlich gesagt trotz, oder auch genau wegen des vielen Lesens keine Ahnung habe, was hier nun der Wahrheit entspricht.

Deshalb kann ich nur so viel sagen: Was nun „gesünder“ ist, muss jeder für sich selbst bestimmen. Meist gibt der Körper einen Signale, falls etwas nicht stimmen sollte. Ein bisschen Sport und etwas auf die Ernährung achten: Es ist wirklich so einfach, man braucht keine Wunderheilmittel oder ähnliches, um gesund zu sein. Und dünn oder schlank bedeutet auch auf keinen Fall gesund, sowie dick nicht automatisch faul und krank bedeuten muss. Jedoch spielt die Optik für die meisten Leute eine viel größere Rolle als die Gesundheit. In diesem Fall gibt es auch so viele Schönheitsideale, wie es Menschen auf dieser Welt gibt. Meiner Meinung nach verändert die Werbung dieses Denken nur zu einem kleinen Teil. Ich persönlich werde Ashley Graham immer attraktiver als Heidi Klum finden. Viele werden mir hier aber widersprechen. Was auch grundsätzlich okay ist, ich hasse es nur, wenn man mir vorbeten möchte, was ich schön finden soll und was eben nicht. Danke, das schaffe ich nämlich noch ganz gut alleine.

Also Zara, ich habe eine neue Idee für euch: Wie wäre es, wenn ihr eure nächste Werbung unter dem Motto „Love your body“ stellt? Und vielleicht dann eine bunte Vielfalt an Figurtypen in eure Jeans steckt? Euch fällt auch bestimmt keine Zacke aus der Krone, wenn ihr dann auch Größen jenseits der 42 verkaufen müsstet…

Love yourself,

Melanie

Billigmöbel zu jedem Preis

Ein riesiger Metallkasten ziert die Landschaft, umringt vom Grau der Parkplätze. Ein blaues Gebäude mit gelbem Logo steht mitten im Nichts. Familie Struck schiebt ihren vollen Einkaufswagen durch die labyrinthischen Gänge und begutachtet Möbel, die in das neue Heim einziehen sollen. Ein ganz übliches Szenario einer Berliner Familie, jedoch mit bitterem Nachgeschmack.

Gleiche Uhrzeit, rund 3000 Kilometer entfernt schlagen einem Forstarbeiter die russische Kälte und der Duft des matschigen Bodens ins Gesicht. Dienstbeginn. Übrigens der zehnte in Folge. Keine Wochenenden, keine Pausen. Der Chef will bessere und schnellere Arbeit. Er fokussiert sein nächstes Ziel: Eine 800 Jahre alte Linde.

Die beiden Welten sind verbundener als sie scheinen. Der große, gemeinsame Nenner ist Ikea. Der Riesenkonzern, dessen Filialen Familien-Wahlfahrtstätten gleichen, verkauft massenhaft Möbel zu spottbilligen Preisen. Die Zahl der Kunden steigt stetig – aber auch die der kleineren und größeren Eklats.

Die Skandalchronik des Konzerns geht bis in das letzte Jahrhundert zurück. In den Jahren 1960 bis 1980 sollen politische Gefangene der DDR zur Zwangsarbeit für den Konzern genötigt worden sein. Ikea hat das inzwischen eingeräumt und der Vorfall schien beinahe vergessen. 2005 wurden bei Kontrollen, die der Konzern selbst in Auftrag gegeben hat, zwölf Fälle von Kinderarbeit in Indien, China und Pakistan bekannt. Ein Schock für die Konsumenten. Ikea beendete die Geschäftsbeziehungen zu den Lieferanten. Die mussten sich zudem verpflichten, betroffene Kinder wieder in die Schule zu schicken. Damit will Ikea die Kinderarbeit stoppen. Doch trotz angeblich verschärfter Kontrollen und Nachhaltigkeitskonzepte bleibt der Möbelgigant in den Schlagzeilen.

2009 musste sich Ikea den Vorwurf gefallen lassen, Produkte mit Daunen von lebend gerupften Gänsen und auch das Fleisch der Tiere verkauft zu haben. Laut EU-Gesetz ist es verboten, Tiere lebend zu rupfen. Erst eine gemeinsame Rechercheaktion des Vereins „Vier Pfoten“ und des ARD-Magazins „Fakt“ deckte die Missstände auf. Ikea entschuldigte sich  und brach die Geschäftsverbindung zum Lieferanten ab.

Weiter ging es im Februar 2014! Da verlor die Ikea-Tochter „Sweedwood“ das FSC-Siegel. Das „Forest Steawardship Council“- Siegel soll garantieren, dass das Holz der Möbel nicht aus schützenswerten Gebieten stammt und keine Urwaldbäume abgeholzt wurden. Laut FSC müssen die verarbeiteten Materialien von der Abholzung bis zum Verkauf identifizierbar sein. „Sweedwood“ aber verstieß  gegen unzählige Nachhaltigkeitskonzepte.  „ Es wurden nicht nur geschützte Wälder abgeholzt, sondern „Sweedwood“ verstieß auch gegen sämtliche Kriterien des Arbeitnehmerschutzes“, erklärt Lars Hofmann, Pressesprecher des FSC. Der Council hat festgestellt, dass viele  Mitarbeiter von „Sweedwood“ keine ausgebildeten Fachkräfte waren und  weder Arbeitsschutzkleidung, noch das nötige Forstwissen hatten. Ikea dementierte die Vorwürfe heftig und sah den Verlust des Gütesiegels als „vorübergehend“ an. Der Konzern stellte die Missstände ab, im März 2014 bekam „Sweedwood“ das Siegel wieder zurück.  Dennoch verkaufte Ikea die Firma Sweedwood im Jahr 2014. Grund dafür war die ständige Kritik und das schlechte Licht, welches das Unternehmen auf Ikea warf.

 Ikea-Deutschland-Pressesprecher Kai Hartmann, weist alle Vorwürfe zurück, in welchen dem Konzern umweltschädliche Praktiken unterstellt werden. Ikea lege sehr wohl Wert auf eine gute Nachhaltigkeitspolitik. Alle Filialen arbeiten mit möglichst umweltschonenden Ressourcen, wie Öko-Strom, LED-Lampen und  Nutzung von Thermosolaranlagen. Zudem leistet das Einrichtungshaus einen Beitrag zum Energiesparen in privaten Haushalten.  Wasser- und warmwassersparende Armaturen, sowie  Induktionskochfelder, die Verwendung von A++ – Elektrogeräten oder auch die Trennung und mögliche Wiederverwendung von Abfall sind haushaltsnahe Maßnahmen, die in das Ikea Nachhaltigkeitskonzept gehören. Nach Ansicht des Konzerns  hätte Nachhaltigkeit nicht nur mit der Umwelt, sondern auch mit der Nächstenliebe zu tun. Daher engagierte sich Ikea auch für die Flüchtlingshilfe, zudem würden unzählige Kinderprojekte gefördert werden.

Aber wie reagieren nun tatsächlich Ikea-Mitarbeiter, wenn man sich als „unwissender“ Kunde  über die Nachhaltigkeit der Produkte informieren will?

„Auf unserer Ikea-Homepage können Sie sich den Nachhaltigkeitsbericht 2014 durchlesen. Haben Sie übrigens gewusst, dass Ikea ein sehr gönnerhafter Sponsor von UNICEF-Projekten ist?“ So oder in ähnlicher Form wird man als ökologisch denkender Kunde gerne auf den Nachhaltigkeitsbericht 2014 von Ikea verwiesen. Danach bekommt man eine Führung durch sämtliche Etagen zwischen LED-Lampen und Öko-Baumwolle, um auf keinen Fall die besten und natürlich „ökologischsten“ Angebote zu verpassen. Doch wie Thomas Bergmark, Ikeas Umwelt- und Sozialmanager, schon 2011 in einem Interview des Magazins „enorm“ zitiert wurde: „Man kann nie garantieren, dass jeder Baum aus einer legalen Quelle stammt.“

Was bedeutet es jedoch wirklich für die Menschheit, wenn ein so riesiger Möbelkonzern wie Ikea, der jährlich weltweit bis zu 690 Millionen Kunden hat, Holz aus geschützten Wäldern für seine Produkte verwendet?

„Die weitere Abholzung der geschützten Wälder kann zu einer riesigen ökologischen Katastrophe führen“, weiß Prof. Dr. Judith Korb, Ökologieprofessorin der Universität Freiburg. Vor allem die Abholzung von alten und mächtigen Bäumen kann riskante Folgen mit sich bringen. Die Bäume speichern eine große Menge an Kohlendioxid  in ihren Stämmen. Bei der Abholzung geht ein wichtiger Träger des Ökosystems verloren,  ein  CO2-Speicher wird eliminiert. Das CO2 bleibt  zunächst in den Möbeln gespeichert. Wird das Holz verbrannt, wird es aber wieder freigesetzt. Da Kohlendioxid ein großer Faktor für die Klimaerwärmung ist, könnten die Temperaturen in den nächsten Jahren rasant in die Höhe steigen.

Dies kann man sich am Beispiel einer Kerze veranschaulichen: Lässt man die Kerze unter einem Glas stehen, so erlischt die Flamme. Sobald man das Glas aber entfernt, entflammt sie wieder und Wärme entsteht. Die Bäume der Wälder sind in diesem Fall das schützende „Glas“ der Erde. Wenn dieser Schutz verschwindet, könnte dasselbe Prinzip auch in unserer Atmosphäre passieren und es wird zu viel Wärme frei. Die Gletscher schwinden, Tier- und Pflanzenarten sterben aus.

Trotz aller Skandale: Bei Ikea bleibt vorerst alles beim Alten. Jedenfalls in der russischen „Holzdependance“. Die alte Linde fällt. Ihr Holz wird man billig kaufen können. In einer Ikea-Filiale in Berlin-Lichtenberg.