Vom BWL-Student zum preisgekrönten Filmemacher

Seine fixen Arbeitsinstrumente: Ein Laptop und ein Handy. Der Arbeitsplatz hingegen ändert sich nahezu täglich. Der Filmemacher İlker Ҫatak hat das geschafft, wovon viele Filmstudierende träumen. Schon während seines Studiums realisierte der 33-Jährige diverse Kurzfilme. Besonders seine Filme „Wo wir sind“ und „Sadakat“ stechen heraus. Mit beiden gewann er den Kurzfilmwettbewerb des Max-Öphuls-Festivals. Zusätzlich folgte die Nominierung für den Student-Academy-Award, mit dem sein Film „Sadakat“ auch ausgezeichnet wurde. Des Weiteren erhielt er ebenfalls mit „Sadakat“ den First-Steps-Award in der Kategorie „Kurz- und Animationsfilm“. Was der Filmemacher selbst zu seinen Erfolgen sagt und wie seine Familie darüber denkt, hat İlker mir* in einem Telefongespräch erzählt, während er im Zug für ein Projekt nach München pendeln musste.

 

Zuerst hast du bei verschiedenen Filmproduktionen gearbeitet und danach erst ein Studium absolviert. Wieso wolltest du noch ein Studium anhängen?

Ich hatte mich bei diesen Produktionen beworben, weil ich für das Studium, das ich eigentlich machen wollte, praktische Erfahrung brauchte. Der Entschluss war schon vorher da, aber da ich für die Bewerbung Praktika brauchte, musste ich diese natürlich auch machen.

Aber im Endeffekt hast du dich dann doch für die DEKRA Hochschule entschieden, wo man keine Praktika-Erfahrung für die Bewerbung benötigt. Wie kam es denn dazu?

Ursprünglich habe ich an der Freien Universität in Berlin BWL studiert. Leider machte mir dies nach einer gewissen Zeit keinen Spaß. Also habe ich mich an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) und an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf (HFF) beworben. Beide haben mich abgelehnt, aber ich wollte unbedingt Film studieren und so bin ich an die DEKRA Hochschule gekommen.

 

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©Unbekannt

Also denkst du, dass das Studium ausschlaggebend für deinen jetzigen Erfolg war?

Das kann ich nicht sagen. Was ausschlaggebend war, ist vermutlich eine Kombination an Ereignissen. Ob das nun ein Kommilitone war, dem ich begegnet bin oder etwas, was mir im Unterricht vermittelt wurde oder ob es dann doch die Erziehung meiner Eltern war: Im Endeffekt gibt es nie schwarz und weiß, sondern immer eine Mischung aus Grautönen.

Apropos Eltern: Was sagt deine Familie zu deinen Erfolgen?

Na, die freuen sich natürlich, verständlicherweise.

Fun Fact: Ich bin auf das Filmemachen eigentlich durch das Arbeitsamt gekommen. Der Berater meinte so: „Was sind denn deine Hobbies?“ Und ich meinte: „Kino.“ Und er meinte: „Ja gut, dann mach halt Kino.“

Du hast schon viele große Preise gewonnen: Gibt es dir Selbstsicherheit oder ist es ein Antrieb für noch größere Projekte?

Selbstsicherheit geben mir Preise schon. Aber in erster Linie sind sie auch Türöffner für weitere Projekte. Im Endeffekt fängst du nach jedem Projekt wieder bei null an. Mit jedem Projekt werden die Karten neu gemischt. Aber klar, größere Projekte sind auch der Versuch, nach den Sternen zu greifen. Da will ich hin.

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©Unbekannt

Nun kurz zu einem anderen Thema: Du hast dein Abitur in Istanbul gemacht. Warum bist du danach wieder zurück nach Deutschland?

Weil ich Zivildienst machen musste. Ich war also wieder in Deutschland und habe zu studieren begonnen. Aber davor war ich acht Jahre in der Türkei. Meine Familie lebt zum Teil noch in Istanbul und Ankara.

Mit wem hättest du einmal Lust zu arbeiten?

Die Frage kann ich nicht wirklich beantworten, da ich in meinem letzten Film mit jeden zusammenarbeiten durfte, mit dem ich wollte. Aber wenn du mich nun nach amerikanischen Stars fragst, die finde ich uninteressant. Deshalb muss ich dich bei dieser Frage leider auch enttäuschen (lacht).

Also hast du gar keine hochgesteckten Träume?

Doch schon.Aber es ist doch viel geiler wenn man Freunde pusht und die dann zu Stars macht als andersrum. Gut mir fällt jetzt jemand ein: Mit Nina Hoss würde ich gern einen Film drehen.

Welchen Tipp kannst du Studierenden geben, die dich als Vorbild haben?

Geht raus und dreht eure Filme und wartet nicht darauf, perfekte Umstände zu haben. Denn es muss nicht die beste Kamera sein, solange ihr eure Geschichte erzählen könnt. Am Anfang ist es ganz wichtig, einfach zu produzieren. Mit jedem Projekt lernst du neue Sachen. Lernst im Schnitt was funktioniert und was nicht. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Im Großen und Ganzen musst du Spaß an der Sache haben und darfst dich nicht vom Ehrgeiz zerfressen lassen.

Ich habe noch ein paar kurze Entweder- / Oder-Fragen für dich!

Schieß los!

 

Frühaufsteher oder Langschläfer?

Frühaufsteher

 

Schifahren oder Strandurlaub?

Strandurlaub

 

Currywurst oder Döner?

(lacht) Döner

 

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Während der Reise nach München ©Ilker

 

Partynacht oder Filmeabend?

Oh, da fragst du aber was! Also beides!

 

Und wenn du nur eines wählen kannst?

Ne, ich habe gerade beides erfunden!

 

Okay, also zuerst Partynacht und danach einen Film?

Nein, andersrum, nach der Partynacht bist du ja zerstört!

 

Berlin oder Hamburg?

Tut mir leid, das sind aber bescheuerte Fragen! Ich liebe Hamburg und Berlin, ist so, als würde ich dich fragen, welchen deiner Daumen du lieber magst!

 

Danke für deine Ehrlichkeit und auch für das Interview!

Auch wenn man sich etwas Anderes von einem Preisträger erwartet: İlker Ҫatak ist auf dem Boden geblieben und liebt einfach das, was er täglich machen kann. Das ist wahrscheinlich sein bisher größter Erfolg!

Bis bald,

Melanie

*Bildauswahl und Textüberarbeitung: Vanesa Heilig

 Der Artikel erschien zuerst im EX!-Magazin der DEKRA Hochschule.

 

10 things about…

Viele BloggerInnen haben verschiedenste Rubriken und ordnen somit ihre Texte. Da ich grundsätzlich die metaphorische Ehefrau der Ordnung bin, gründe ich heute meine persönliche Rubrik „10 things about…“. Wie das ganze funktionieren wird, lässt sich schon am Namen erahnen, aber lest doch selbst! 🙂

10 Dinge, an die ich mich in Berlin nie gewöhnen werde

1.Kinder vor dem Supermarkt

Nein, ich rede nicht von dealenden  oder kiffenden Kindern vor Supermärkten. Ich rede von Kinderwägen (inklusive Baby on Board) vor den Supermärkten OHNE Mutter, Vater, Babysitter, Jugendamt oder sonstiger Aufsichtsperson. Vielleicht liegt es an meiner, für Berlin eher, konservativen Einstellung. Aber wer lässt den bitte sein Kind alleine neben den Einkaufswägen stehen und geht dann seelenruhig Lebensmittel shoppen? Gut, wahrscheinlich wird ein Kind selten in so einer Situation gekidnappt. Aber mir geht’s eben ums Prinzip. Ein Kind ist kein Hund!

2.Generell deutsche Supermärkte

Wenn wir schon bei deutschen Supermärkten sind, komm ich gleich zur verwirrenden Struktur. Verwirrend in dem Sinn, dass einige Supermärkte zum Beispiel Automatiktüren vor dem Kühlregalen haben. An sich ja keine schlechte Idee in puncto Umweltschutz und Ressourcenschonung. Aber warum sind dann diese Türen die Hälfte der Zeit einfach offen? Und warum verdammt kühlt ihr die Eier nicht, sondern lasst sie am besten ganz weit weg vom Kühlregal stehen? Wollt ihr, dass sie es kuschlig warm haben und dann Kücken schlüpfen oder was? Ich als Landei kann mit dem System nichts anfangen.

3.Das öffentliche Verkehrssystem

Auch wenn mich jetzt viele BerlinerInnen für verrückt erklären, aber das U- und S-Bahn Netz  ist schlichtweg das beste an Berlin überhaupt! Egal wo ich bin, wie spät es auch sein mag oder wie verwirrt ich auch oft bin: Irgendwie komme ich immer nach Hause! Als Kind vom Land schätzt man diesen Luxus sehr. Auch wenn man hier oft gerne in Versuchung kommt, einfach Samstag nachts zum Flughafen zu fahren und nach China zu fliegen. Ganz spontan. Einfach, weil man es kann.

4.Kinder in der Kita

Gut, ich bin schon wieder beim Thema Kinder angelangt, jedoch ist das am Prenzlauer Berg kein Wunder. Jedes zweite Haus ist hier prinzipiell eine Kita, ein Kindergarten oder eine Volksschule (dt. Grundschule). Die Kleinsten der Kleinen findet man hier in der Kita, wobei ich mich eben immer frage, wieso man ein Baby von 6 Monaten schon einen halben Tag abgeben möchte? Um ungestört Yoga machen zu können? Oder um den Friseurbesuch genießen zu können? Ja okay, ich stecke hier alle in einen Topf. Aber hey, ich finde euch immer noch besser als die Eltern, die ihre Kinder vor dem Supermarkt stehen lassen!

5.Bankautomaten

Anders als in Österreich kann man in Deutschland mit einer deutschen Bankkarte nicht bei einem beliebigen Bankautomat Geld abheben, ohne Gebühren zu bezahlen. Egal ob bei der Sparkasse, der Commerzbank, der Deutschen Bank oder wie sie sonst noch alle heißen, musst du bis zu 5 Euro bezahlen, wenn dein Girokonto bei einer anderen Bank angelegt worden ist. Im Grunde stell ich mir das so vor, dass es in jeder Bank einen Angestellten gibt, der nur dazu zuständig ist, diese Einzahlungen zu überwachen und dann laut durch das Büro schreit:“ Hey Leute, da hat wieder jemand bei uns Geld abgehoben.“

6. Menschen  beim Bäcker

Egal ob Anwalt, Mediziner oder Hartz-4 Empfänger: Sonntags beim Bäcker sieht man die meisten Leute in Pyjama, Bademantel oder sonstigem „Ich-bin-halt-gerade-aufgestanden“-Look. Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, hatte ich Mitleid mit dem armen Mann, da ich dachte, seine Frau hat ihn ausgesperrt. Heute frage ich mich verwundert, was all diese Menschen wohl unter ihren Bademänteln tragen?! Scheiß Kopfkino.

7.“Redfreudigkeit“

BerlinerInnen  wird vorgeworfen, dass sie nicht gerade offen sind. Diese Vorwürfe dementiere ich im Sinne der Deutschen gerne, da ich prinzipiell jedes Mal in ein Gespräch verwickelt werde. Ob in der Schlange am Supermarkt, beim Warten im Bürgeramt oder manchmal einfach nur in der U-Bahn: Irgendjemand spricht immer mit mir. Wieso, werde ich nie verstehen, aber bitte entschuldigt mein verblüfftes Gesicht! Nein, ich habe keinen Herzinfarkt, sondern bin an solche Situationen schlichtweg nicht gewöhnt.

8. Nachbarn, die gerne feiern

Es ist kein Geheimnis, dass ich gerne unterwegs bin. Aber meine Nachbarn übertreiben es. Grundsätzlich jeden Mittwoch ist Partystimmung nebenan. Was sie genau feiern, weiß ich leider nicht! Sei es einfach der „Schnittwoch“, eine wöchentliche Verlobung oder irgendwelche Schlagerstars… nächstes Mal dreh ich Justin Bieber so laut auf, das eure Helene Fischer wortwörtlich ganz atemlos wird!

9. Mädls in High Heels

Hohe Schuhe sind toll und sehen einfach ästhetisch aus, darüber muss man nicht streiten. Aber ständig sehe ich Frauen, die tagsüber wie Cinderella über die Berliner Fußwege stolzieren. Wenn man weiß, dass diese Wege aus Pflastersteinen bestehen und ich oft nicht mal mit flachen Schuhen elegant und ohne stolpern gehen kann, haben High-Heels-Trägerinnen meinen höchsten Respekt verdient! Aber angeblich finden Männer tollpatschige Frauen laut Klatschzeitschriften süß. HERE I AM!

10. Die deutsche Sprache

So sehr ich mich bemühe und so sehr ich auch übe: Jedes Mal, wenn ich denke, dass ich es geschafft habe, wenigstens einigermaßen Akzentfrei zu sprechen, kommt jemand und meint:“ Och süß, woher kommst du denn?“ „Oachkatzlschwoaf!“, wird nächstes Mal meine Antwort sein.

Bis zum nächsten Blogpost!

Meli