Ein wenig deutsche Geschichte

Der zweite Weltkrieg endete vor mehr als 70 Jahren – logisch, das lernt man  schließlich in der Schule. Was aber danach passierte, wird jedenfalls in Österreich wenig bis gar nicht behandelt. Von der Trennung West- und Ostdeutschlands sollte man aber doch schon mindestens einmal gehört haben. Was in dieser Zeit vor allem in Berlin alltäglich war, wird in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen deutlich.

Die alte Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR (kurz: Stasi-Gefängnis) wurde von 1951 bis 1989 betrieben. Richtig, die Mauer fiel am 9. November 1989, also ist diese Jahreszahl nicht weit hergeholt. In dieser Haftanstalt wurden politische Gefangene inhaftiert und zuerst physisch, später psychisch, gefoltert. Der Gebäudekomplex selbst war in dieser Zeit auch in keinem Stadtplan eingezeichnet.

Heute bieten einige der damaligen Häftlinge Führungen an. Einer davon ist Gilbert Furian. Er wurde 1985 wegen „Anfertigens von Aufzeichnungen, die geeignet sind, den Interessen der DDR zu schaden“ zu zwei Jahren und zwei Monaten Freiheitsentzug verurteilt. Seine „gefährlichen Aufzeichnungen“ waren schlichtweg Interviews mit Ost-Berliner Punks, die er vervielfältigt und versuchte, über seine Mutter in den Westen Berlins zu schmuggeln. Die Zollbeamten an der Grenze waren aber doch gründlicher als gedacht, und die Interviews wurden von der Staatssicherheit beschlagnahmt. Furians Mutter wurde für diese „Tat“ nie verurteilt, für ihn selbst begann aber eine durchaus schwierige Zeit.

Die Führung begann mit einem kurzen Film, der die damaligen Gegebenheiten darstellte. Unfassbar, dass das alles noch keine 30 Jahre vergangen ist! Im alten Trakt des Gefängnisses begann Furian zu erzählen: “ Das „U-Boot“ ist der älteste Trakt. U-Boot deshalb, da es weder Fenster noch irgendeine Form des Tageslichtes gab. Dass die Suizidversuch-Rate hoch war, können Sie sich bestimmt vorstellen.“ Von einer Blutvergiftung durch das Aufkratzen der Pulsadern mit den eigenen Nägeln bis hin zum Erhängen mit den Kleidern, die man am Leib trug, war die Auswahl an Selbstmord-Strategien nicht groß. Außer den eigenen Kleider, die man zum Zeitpunkt der Verhaftung trug, einem Bettgestell aus reinem Holz, einem Topf für die Notdurft und eventuell anderen Insassen gab es nichts in der Zelle. Durch die ständige Überwachung und die physische Folter, wie das Bestrafen mit Schlägen oder überschütten der Häftlinge mit eiskaltem Wasser, blieb auch keine „Tat“ in dieser Zelle unbeachtet. So wurde eine Frau durch Matratzenentzug bestraft, da sie sich einen Waschlappen aus ihren eigenen Kleidern gebastelt hatte.

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Gefängistrakt

„Die hygienischen Bedinungen und die Lebensumstände für Häftlinge wurde in der Zeit meiner Inhaftierung grundlegend verbessert. Man setzte nun auf psychische Folter, weniger auf körperliche Gewalt“, so Furian. Dazu gab es eine spezielle Ausbildung in Potsdam, die die Vernehmer der Häftlinge auf bestimmte psychologische Maßnahmen trainierte. Gilbert Furian selbst wurde in einer Zwei-Mann-Zelle untergebracht. Ein blauer Trainingsanzug war die offizielle Kleidung der Häftlinge. Lautes Reden, singen, pfeifen und ähnliches waren strengstens untersagt. Die Insassen selbst wurden regelmäßig zu Verhören einberufen, und wurden dort psychisch unter Druck gesetzt. Pro Woche war eine halbe Stunde „frische Luft“ in einer Außenzelle angesetzt. Körperliche Betätigung oder sogar Gymnastik war strengstens untersagt – ein gesunder Körper bedeutet nämlich meist auch einen gesunden Geist. Innerhalb des Gebäudes herrschte eine Totenstille, die maximal durch Geschrei der Wärter unterbrochen wurde.

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Bekleidung der Häftlinge in „moderner“ Zelle

„Mein Mithäftling hat sich alles sehr zu Herzen genommen, was zu ihm gesagt wurde. Meine Strategie beruhte auf einen emotionalen Komazustand. Ich glaube, nur so kam man ohne größeren, psychischen Schaden aus dieser Sache heraus“, betonte Furian. Zwei „Überbleibsel“ seiner Gefangenschaft hatte er aber dann doch noch mitgenommen: Keine Tür in seiner Wohnung darf ganz geschlossen sein, und Filme mit Gefängnissen und Häftlingen meidet er komplett. „Ich glaube, damit bin ich noch ganz gut hinweggekommen“, meint Furian. “ Der Gedanke an meine Frau, eine damalige Theologie-Studentin, hat mir in der Zeit im Gefängnis geholfen. Wir sind übrigens noch immer verheiratet, obwohl ich keine geschlossenen Türen in der Wohnung mag! (lacht)“

Nach einem Jahr Haft wurde Gilbert Furian von der Bundesrepublik (Westen) freigekauft. Er selbst blieb aber in der damaligen DDR und wurde einer Arbeit unter Bewährung zugeteilt. 2008 brachte Gilbert Furian auch das Buch „Mehl aus Mielkes Mühlen“ heraus, welches ich nur sehr empfehlen kann. Ein Besuch in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ist ebenfalls ein Muss für jeden Berlinbesuch, auch wenn man nicht an deutscher Geschichte interessiert ist.

Bis bald,

Melanie

 

Ehrenplatz im Gepäck

Bevor man in den Urlaub fährt, macht man sich unglaublich viele Gedanken: Was packe ich ein? Reichen fünf Paar Schuhe für drei Tage? Und kann ich eigentlich mit Trockenshampoo überleben oder muss ich wirklich meine teuren Haarpflegeprodukte einpacken? Vor allem wenn es Richtung Partyurlaub geht, vergisst man gerne die essentiellen Dinge. Und nein, ich spreche jetzt nicht vom persönlichen Lieblingsshirt, sondern von der Reiseapotheke!

Letzte Woche habe ich euch schon erklärt, was man vor dem Urlaub tun kann, um sich abzusichern, falls man doch einmal krank werden sollte und einen Arzt benötigt. Wer aufmerksam gelesen hat, weiß, dass auch hier schon empfohlen wurde, sich unbedingt eine Reiseapotheke zuzulegen. Heute dreht sich also alles um die kleinen Wehwehchen, die man ganz ohne Doktor wieder in den Griff bekommen kann. Vorausgesetzt natürlich, man ist vorbereitet.

Aber was macht man am besten, um erst gar nicht krank zu werden? Viele Lifestyle-Magazine raten, sich unbedingt vor dem Urlaub so wenig Stress wie möglich zu machen. Dr. Christoph Schweighofer von der Ärztekammer Steiermark sieht das anders: „Stress vor dem Urlaub zu vermeiden ist quasi unmöglich. Allein das Koffer packen kann zu Stress führen, geschweige denn die letzten paar Arbeitstage vor einer Reise. Hauptsächlich ist es wichtig, die vorgeschriebenen Impfungen lange bevor man eine Reise plant bei seinem Hausarzt zu holen.“

Impfungen gegen Erkältungen und Magen-Darm-Beschwerden, die häufigsten Gesundheitsprobleme der Urlauber, gibt es aber leider noch nicht. „Eine Reiseapotheke muss man individuell zusammenstellen, da kann Ihnen auch am besten der Hausarzt weiterhelfen. Auf alle Fälle müssen Routine-Medikamente ins Gepäck. Was ich immer empfehle sind Fieber- und Schmerzmittel, Medikamente gegen Magen-Darm-Probleme, Medikamente gegen Sonnenbrand und eventuell Antiallergiker“, erklärt Dr. Schweighofer.

Für eine gute Reiseapotheke sollte man daher circa 60 bis 100 Euro einberechnen, was natürlich abhängig von der Anzahl der Personen ist, die mit dieser Reiseapotheke versorgt werden sollen. Auch ist es wichtig, die Medikamente regelmäßig auszutauschen und nach dem Ablaufdatum zu entsorgen. Denn abgelaufene Medikamente schaden dem Körper meist mehr als sie Nutzen bringen. Wenn es in die Sonne und den Süden geht, sollte man aber vorsorglich immer genügend Sonnenkosmetika einpacken – eine Selbstverständlichkeit, die aber gerne zu Hause vergessen wird.

Einen letzten wichtigen Tipp hat Dr. Schweighofer noch: „Falls man etwas zu Hause vergisst, oder dann doch zu wenig dabei hat, sollte man vor der Reise immer Bilder von seinen Medikamenten machen. Die Fotos kann man dann im Urlaubsland den Apotheker*innen zeigen, damit die sich ein genaues Bild machen können, was von Ihnen eingenommen wird.“ Auch bei sprachlichen Komplikationen können Apotheker*innen so den Wirkstoff erkennen, und gegebenenfalls ein ähnliches Medikament mit gleichem Wirkstoff verordnen.

Also am besten etwas Platz im Koffer machen und ein paar Euro in der Apotheke ausgeben: Dann kann dem Traumurlaub nichts mehr im Wege stehen!

Schönen Urlaub,

Melanie

 

Reisen ohne Sorgen

Sommerzeit ist Urlaubszeit: Laut einer Studie der Ersten Bank geben Herr und Frau Österreicher rund 1100 Euro für eine Reise aus. Doch wie gewissenhaft sind wir beim Thema Reiseversicherung? Ehrlich gesagt investiert man das Geld doch lieber in ein paar Mojitos als diverse Versicherungen abzuschließen. Passiert schon nix!

Eine schlechte Idee, denn im Falle eines Notfalles kann eine Krankheit oder ein Unfall nicht nur den Urlaub vermiesen, sondern auch ein schwarzes Loch im Börserl verursachen. „Die E-Card ist im Ausland oftmals hinfällig, weil Privatkliniken oder Ärzte meistens nicht mit Sozialversicherungen abrechnen“, erklärt Lisa Reisenhofer vom ÖAMTC Graz-West. Eine Nacht im Krankenhaus kostet um die 1.500 Euro, ein Hotelarzt mindestens 100 Euro pro Behandlung. Das Limit der meisten Kreditkarten ist auf 10.000 Euro beschränkt und da die Beträge meist vor Ort bezahlt werden müssen, kann man längere Behandlungen im Ausland oft gar nicht bezahlen.

Böse Überraschungen kann man auf jeden Fall mit einer passenden Reiseversicherung verhindern, denn wenn es zu einem Ernstfall kommen sollte, ist es ratsam, vorbereitet zu sein. „Wichtig ist es beim Eintritt eines Leistungsfalles unbedingt die jeweilige Versicherung zu verständigen. So kann abgeklärt werden, was passiert ist und wie am bestmöglichsten geholfen werden kann“, so Reisenhofer. Wichtig sei es auch, dass man sich vor Beginn der Reise eine Kontaktperson mit Nummer und Adresse im Heimatland notiert und auch die eigene Reisepass-Nummer bereit hält.

Damit man aber im Vorfeld schon gut abgesichert ist, sollte man sich am besten die in Österreich für das jeweilige Urlaubsland  empfohlenen Impfungen frühzeitig beim Hausarzt holen. Außerdem ist es immer ratsam, die gewohnten Medikamente gut geschützt in einer Reiseapotheke mitzuführen.

Speziell für Allergiker*innen kann eine Reise ins Ausland eine große Hürde sein. Vor allem bei Lebensmittelunverträglichkeiten gestaltet sich die Menüauswahl in fremdsprachigen Ländern schwierig. Abhilfe schaffen kann hier das neue Allergiewörterbuch des ÖAMTC, welches gratis zum Download auf der Website verfügbar ist. „Im Allergiewörterbuch sind alle möglichen Unverträglichkeiten in zehn Sprachen aufgelistet. Das Wörterbuch kann man sich zu Hause ausdrucken, und dann den Kellner*innen im Urlaubsland vorlegen“, erzählt Lisa Reisenhofer.

Mit so vielen Tipps kann der Urlaub doch nur zur schönsten Zeit des Jahres werden!

Bis dann und schönen Urlaub,

Melanie