Wut. Ja, das beschreibt es zwar irgendwie, doch dieser Begriff reicht längst nicht aus, um das zu erfassen, was in den letzten Tagen in Österreich passiert ist. Denn es geht hier nicht nur um enttäuschte Fans – die Ereignisse haben tiefgreifende und beunruhigende Auswirkungen auf zentrale gesellschaftliche Themen. Warum das so ist, fragst du dich?
Das liest du hier.
Von Safe Space zur Terror Zone
Tanzende (zum Teil sehr junge) Menschen, fröhliches Freundschaftsarmbänder-Tauschen und laut mitgesungene Texte – all das zeichnet die Community rund um Taylor Swift aus. Klar, ich mag ihre Lieder, jedoch habe ich mich viel mehr darauf gefreut, die „Girlhood“ – wie es auf Social Media gerne genannt wird – selbst mitzuerleben. Ich wollte das Gefühl verspüren, einfach in einem Safe Space zu sein, zwischen all den tollen Menschen, die genauso auf dieses Konzert hin gefiebert haben wie ich. Allein die Bilder aus München, bei den Konzerten nicht nur tausende Menschen im, sondern auch rund um das Stadion mitgefeiert haben, machten Lust auf mehr. Die Erkenntnis, dass wir das in Österreich nicht erleben dürfen, tut unglaublich weh. Doch zusätzlich wird einem schmerzlich bewusst, dass nicht nur ein Konzert abgesagt, sondern wohl einer der wichtigsten Safe Spaces für „girls, gays & theys“ genommen wurde. In einer Zeit, in der Frauenrechte und LGBTQ+ Rechte weltweit unter Druck stehen, sind Safe Spaces wichtiger denn je. Diese Orte bieten Schutz vor der immer noch allgegenwärtigen Bedrohung durch Hass, Diskriminierung und Gewalt. Das Wissen, dass es einen Ort gibt, an dem man sicher ist, gibt vielen Menschen die notwendige Sicherheit, um überhaupt öffentlich zu sein. Das Gefühl, Teil einer Bewegung zu sein, die für Gleichberechtigung, Respekt und Liebe steht, gibt Kraft und Mut, auch im eigenen Leben für diese Werte einzutreten. Das es generell viel zu wenige dieser Safe Spaces gibt, steht außer Frage. Dass diese Möglichkeit in Österreich durch Terror und Hass zerstört wurde, trifft nicht nur die Fans, sondern sendet eine tief besorgniserregende Botschaft an die Gesellschaft. Es zeigt, wie fragil unsere Fortschritte in Bezug auf Gleichberechtigung und Sicherheit wirklich sind und wie wichtig es ist, diese Räume weiterhin zu verteidigen und auszubauen.
Dankbarkeit & Sicherheit
All das soll jedoch nicht bedeuten, dass wir nicht unendlich dankbar sein sollten, dass die Konzerte abgesagt wurden. Für alle, die sich nicht erinnern können: 2017 führte ein islamistisches Selbstmordattentat auf das Ariana Grande Konzert in der Manchester Arena zu einer riesigen Katastrophe. Kurz nach dem Ende des Konzerts kam es im Foyer der Arena zu einer Explosion, 23 Menschen starben, 116 wurden zum Teil schwer verletzt. Ich kann und will es mir nicht ausmalen, was in Wien passieren hätte können, wenn die Sicherheitsmaßnahmen nicht so konsequent eingehalten worden wären und die Konzerte stattgefunden hätten. Aus einer sehr egoistischen Sicht gesehen: Wäre ich noch am Leben? Wären meine Liebsten, mit denen ich nur auf dem Konzert feiern wollte, noch am Leben? Würde ich lebenslang mit den Folgen eines Traumas kämpfen, ohne jemals wieder zurück zur Normalität finden zu können? Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass die klare Botschaft dahinter ist: Die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle, und wir dürfen sie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Zum Glück wurde diesmal VOR der Katastrophe gehandelt, nicht danach. Hier wurde definitiv alles richtig gemacht.
Wie geht es weiter?
Aktuell tut es sehr weh, diverse Kommentarspalten zu lesen, da sie nur so von rechtspopulistischer Scheiße überfüllt sind. Ich befürchte auch, dass das Ereignis eine maßgebliche Beeinflussung auf die politische Entwicklung der nächsten Wochen in Österreich hat – schließlich stehen die Wahlen an. Vielleicht übertreibe ich, aber die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass genau diese bevölkerungsnahen Events maßgeblich dazu beitragen, wie entschieden wird. Vergessen werden dann gerne nur die, die absolut nichts für solche (geplanten) Taten können.
Die, die ein Zuhause in Österreich gefunden und es schon tagtäglich schwer genug mit Marginalisierung und Rassismus haben. Die, die einfach nur versuchen ein besseres Leben im einen Land zu haben, dass manchmal nur so von Hass strotzt. Wenn Menschen das Gefühl haben, unerwünscht zu sein und ständig unter Generalverdacht zu stehen, wird es immer schwieriger, ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Vertrauens aufzubauen. Anstatt sich von Hass und Angst leiten zu lassen, sollten Brücken gebaut und Verständnis füreinander gefördert werden. Nur so kann eine friedliche und gerechte Gesellschaft entstehen, in der alle Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft – sicher und respektiert leben können.





