Femizide – der letzte Weg der Macht

Der Femizid ist die Endstation einer jahrelangen Tortur. Davor haben wir weggeschaut, vielen Frauen nicht geglaubt. Es ist die grausame Beendigung all jenem, wo es noch Hoffnung gab. Viele haben um Hilfe gebeten. Viele haben ihrer Angst kundgetan. Jetzt sind sie tot und ein gefundenes Fressen für die heimischen Boulevardmedien.

Klicks, Klicks, Klicks – die lassen sich am besten mit den verpixelten Fotos der Mordopfer generieren. Oder mit der Herkunft des Täters, vorausgesetzt, dessen Staatsbürgerschaft hat kein österreichisches Siegel. All dem gemein ist aber, dass das einst durch die Frauenbewegung geprägte und auch im wissenschaftlichen Kontext genutzte Wort „Femizid“ keine Definitionserklärung mehr benötigt. Österreicher*innen wissen was Sache ist – schließlich wird mittlerweile fast täglich darüber berichtet. 17 Femizide in Österreich laut Medienberichten allein bis dato im Jahr 2021. O Österreich, du Land der Frauenmörder!

Die Bezeichnung steht für mehr als einen Mord. Sie beschreibt ein verheerendes gesellschaftliches Problem, welches nichts mit den Individuen, sondern allgemein mit den patriarchalen Strukturen einer Gesellschaft zu tun hat. Wieso ist Österreich heuer trauriger Spitzenreiter? Liegt es an der Corona-Pandemie und der durch Lockdowns verminderten Flucht- und Ausweichmöglichkeit? Die letze Frage ist bewusst provokant gewählt. Dass der Mann nicht gewalttätig werden darf, wird selten so betont wie die Handlungen der Frauen. Hat SIE sich wohl gewehrt? Hat SIE etwas dagegen getan? Ist SIE gegangen? Wenn nicht, ist ER auch nicht der Hauptverantwortliche.

Sieht man sich die Zahlen an, ist die Entwicklung erschreckend: Im Jahr 2015 waren es insgesamt 17 Frauenmorde. Im Jahr 2018 der traurige Höchststand von 41 getöteten Mädchen und Frauen (Quelle: Autonome Österreichische Frauenhäuser – aoef.at). Die Täter (in diesem Fall kein Gendern notwendig) stehen immer in einem Verhältnis zu den ermordeten Frauen, und sind (Ex-)Partner, Bekannte oder Familienmitglieder. Wer es herunterbrechen möchte: Monatlich werden im Schnitt mittlerweile 3 Frauen in Österreich getötet. Das Problem sitzt also tiefer als wir glauben möchten.

Der Kern des Problems

Es ist gar nicht so lange her, dass der Rechtsstaat Österreich eine Vergewaltigung in der Ehe noch nicht als Strafdelikt (Sexualstrafrechtsreform 1989) ansah. Die Frau musste ihren „ehelichen Pflichten“ nachkommen – Befriedigung war eine davon. Arbeiten zu gehen, ohne die schriftliche Einwilligung des/eines Mannes, war undenkbar und Wegweisungen, das Betretungsverbot und die einstweilige Verfügung als Schutzmaßnahmen sind zwar gesetzlich verankert, werden jedoch meist zu spät ausgesprochen – und dauern viel zu kurz an.

Gewaltschutzeinrichtungen schlagen Alarm aufgrund der aktuellen Situation und fordern unter anderen mehr Geld für Präventionsmaßnahmen. Die Opferschutzeinrichtungen vermissen die geforderte Erhöhung der Mittel für Gewaltschutz. Sie hatten 228 Millionen Euro im Jahr für eine Ausweitung und längerfristige Absicherung ihrer Arbeit und zusätzlich rund 3.000 neue Arbeitsstellen im Opferschutz gefordert. Die Politik stellt sich taub – stempelt das Problem als „kulturell bedingte Gewalt“ ab und will hierfür Studien zur Ursachenforschung betreiben (Stand Mai 2021). Dass das Problem komplexer ist und sich nicht mit einer breit aufgestellten Studie vermindern lässt, wird hierbei ignoriert.

Patriarchale Strukturen mit Folgen

Berichte aus Schweden zeigen, dass auch trotz hoher Prioritätsordnung von Gleichberechtigungsbestrebungen die Zahlen von Gewalt und Morden an Frauen trotzdem hoch bleiben. Das „Nordische Paradox“, die Bezeichnung dieses Phänomens in der Wissenschaft, lässt sich vermutlich auf den Bruch der traditionellen Geschlechternormen zurückführen. Frauen verdienen mehr, sind unabhängiger und nicht an den Mann gebunden. Für die Männer hat diese Tatsache in einer patriarchalen Gesellschaft zur Folge, dass der „eigene Wert“ verloren geht – der „Wert des starken Mannes“. Viele reagieren mit Angstzuständen und Depressionen. Anderen nutzen Gewalt als Ventil um den Frust abzulassen.

Zusammengefasst darf nicht nur eine Forderung für mehr Geld bezüglich Opferschutz im Raum stehen, sondern es müssen Präventionsmaßnahmen auch wirklich umgesetzt werden können. Beginnend in Kindergärten und Schulen müssen die Kleinsten sensibilisiert werden und sich die Sensibilisierung auf das Thema über Generationen erstrecken. Es ist kein Problem, dass sich von heute auf morgen aus der Gesellschaft wegrationalisieren lässt. Es ist auch kein Problem, welches eine bestimmte Community, Glaubensgruppen oder Schichten betrifft- allein der Fall von Sigrid Maurer zeigt auf, dass es jede*n treffen kann, egal welchen Status man in einer Gesellschaft hat.
Das Kernproblem der Femizide ist tiefsitzend und mit unser allen Werten und Traditionen verknüpft. Es wird Jahre dauern, bis sich etwas in eine positive Entwicklung lenken wird. Der Kampf lohnt sich aber – für jedes Geschlecht!

Hilfe für Gewaltbetroffene gibt es hier:

Frauenhelpline (Mo–So, 0–24 Uhr, kostenlos): 0800 / 222 555

Männerberatung (Mo–Fr, Ortstarif): 0720 / 70 44 00

Männernotruf (Mo–So, 0–24 Uhr, kostenlos): 0800 / 246 247

Rauch(freie) Nation?

1. Mai 2018: Der Tag, der vielen Wirten in Österreich schon einige Sorgenfalten bereitet hat. Dank der neuen Regierung unter der ÖVP-FPÖ-Koalition dürfte sich dieses Datum noch ein bisschen nach hinten verschieben. Die Verschiebung oder sogar Aufhebung des totalen Rauchverbots in Österreich sorgt im Land selbst für hitzige Diskussionen – von unseren Nachbarländern werden wir aber nur müde belächelt.

Das Rauchen gesundheitsschädlich ist und vor allem für Kinder maßgebliche Folgen haben kann, dürfte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Dass man auch nicht unbedingt Nichtraucher*in sein muss, um den kalten Gestank nach einem Gasthaus- oder Barbesuch zu hassen, ist ebenfalls keine neue Erkenntnis. Also warum wehren sich so viele gegen das totale Rauchverbot?

Wer raucht, konsumiert mehr und bleibt länger im Lokal – so das mitunter lauteste Argument der Gastronomie. Vor allem bei den eisigen Temperaturen im Winter in Österreich ist es auch durchaus verständlich, dass Raucher*innen lieber in der Gaststätte qualmen als vor der Tür erfrieren.  Ergo würden ab einem eintretenden Rauchverbot die Anzahl der Gäste drastisch sinken und viele Wirte müssten über kurz oder lang ihren Job aufgeben. Dass das aber in anderen Ländern funktioniert, und Menschen trotz Rauchverbot das Haus verlassen und in Restaurants und Bars verweilen, wird gerne außer Acht gelassen. Diese Schwarzmalerei kann man auch gern als Panikmache ansehen, oder gehen Italiener*innen nun nicht mehr in Restaurants oder Iren in Pubs? Beide Länder halten sich übrigens schon seit 2004 bzw. 2005 an strenge Rauchergesetze. In Italien ist das Gesetz sogar das erfolgreichste Gesetz unter der Regierung Berlusconis!

Am allerwichtigsten sollte uns dennoch die Gesundheit sein. Ich spreche nun auch nicht von der Gesundheit erwachsener Menschen, denn die sind selbst verantwortlich, wie sie damit umgehen. Wer raucht, soll bitte gerne rauchen. Welche Folgen das hat, müsste jede*r nun wissen. Von Lungenkrebs über fahle Haut und gelbe Zähne ist die Spannbreite der Folgen des Rauchens breit. Als erwachsener Mensch kann ich aber entscheiden, ob ich das möchte oder nicht. Auch als Nichtraucher*in kann ich gezielt Raucherlokale meiden oder meine Mitmenschen bitten, nicht in meiner Nähe zu rauchen. Obwohl die Trennung in den meisten Gaststätten zu wünschen übrig lässt! Eine geöffnete Tür und der ganze Rauch zieht ins vermeintliche, „rauchfreie“ Nebenzimmer. Eh wuascht, wenn man am Tag davor fort war – die Rauchablagerungen schnäuzt man sich eh fünf Tage später noch aus den Nebenhöhlen!

Kinder haben es aber deutlich schwerer: Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, hat niemand darüber nachgedacht, ob es für mich ungesund sein könnte, sonntags in ein Gasthaus zu gehen. Warum auch? Rauchen gehörte eben dazu. Tradition und so. Heute kriege ich selbst die Krise, wenn ich sehe, dass Babys oder Kinder in Raucherbereichen sitzen müssen und dem ständigen Passivrauch ausgesetzt sind. Kinder können sich schließlich nicht wehren. Natürlich könnte man nun argumentieren, dass Eltern zu Hause auch rauchen und die Kinder dann diesem Rauch ausgesetzt sind. Aber wenn ein Verbot nur eine Familie zum Umdenken bringen würde, dann hätte es sich in meinen Augen schon gelohnt. Außerdem bezeichnen sich 27 Prozent der 12- bis 18-jährigen Jugendlichen laut Statista Austria als „aktive Raucher“. Kein Wunder, wenn der Konsum von Zigaretten mit 16 Jahren legal und so ein Packer’l immer und überall verfügbar ist. Bei einem Preis von circa 5 Euro pro Packung lässt sich das mit dem Taschengeld gut vereinbaren.

Die Wirtschaft über die Gesundheit einer Bevölkerung zu stellen, ist von einer Regierung weniger durchdacht. Ein generelles Rauchverbot wäre zwar eine große Umstellung für die Bevölkerung, da man heutzutage schließlich fast überall rauchen darf. Aber ebenso wäre es eine Bereicherung. Vielleicht nicht mehr für die heutigen Raucher*innen, aber für unsere nachfolgenden Generationen, die „Qualmfrei“ aufwachsen dürfen. Denn Zigaretten haben mit der Tradition eines Landes weniger zu tun, und auch wenn: Hexenverbrennungen waren damals auch ganz nett…

Wer jetzt damit argumentieren möchte, dass Alkohol ebenfalls ungesund ist: Stimmt. Aber ob ich mir an der Theke fünf oder 20 Mixgetränke bestelle, dürfte meinen Sitznachbar erst dann stören, wenn ich ihm auf den Schoß speib. Davor freut’s den Wirt!

Bis bald,

Melanie

P.S.: Das „Don’t smoke“-Volksbegehren (https://www.dontsmoke.at/) liegt noch bis 4. April online und in jeder Gemeindebehörde zum Unterschreiben bereit.

Felix fliegt nun ohne Fallschirm

Felix wer? Ach stimmt, der Baumgartner, der seine Freundin gerne in ein Möbelstück verwandelt, wenn es einmal schnell gehen muss. Als Stratosphärenspringer kann es vorkommen, dass die Sauerstoffversorgung des Gehirns zu kurz kommt. Bei 39 Kilometer im freien Fall auf die Erde könnte natürlich durchaus Schlimmeres passieren. Blöd nur, wenn der eigene Weltrekord zwei Jahre später von einem Wissenschafter gebrochen wird und die ganzen Bemühungen umsonst waren…

Was macht man dann? Richtig, man redet über Politik, merkt aber, dass man selbst dafür zu unsympathisch ist und befürwortet eine „gemäßigte Diktatur“, weil man „in einer Demokratie nichts bewegen könne“. Wenn also aus der Politikerkarriere auch nichts wird, bleibt einem nur mehr eines übrig: Ein sexistisches Arschloch auf sozialen Plattformen zu werden. Respekt, funktioniert bis jetzt super!

Jüngstes Beispiel ist die Kritik an der Kritik von Puls- 4-Infochefin und Moderatorin Corinna Milborn. Richtig gelesen: Die Kritik an der Kritik. Gehört zum guten, österreichischen Ton die ganze Sudderei. Die Diskussion wurde durch die Osterwerbung von Palmers angestiftet, worauf Corinna Milborn reagierte. Auf dem Bild sind sechs, nur mit Unterwäsche bekleidete Frauen zu sehen, die bäuchlings in einem schmutzigen Raum auf einem alten Teppich Palmers-Höschen präsentieren. Die Werbung erinnert Frau Milborn an ihre „Recherchen zu Menschenhandel“ und „so eine Ästhetik“ sei für Werbung „sehr unpassend“. Die Krone berichtete unter anderem über ihre Kritik, sowie über das Statement von Bundeskanzlersohn Nikolaus Kern, Journalistin Nina Horaczek und weiteren Persönlichkeiten. Den ganzen Artikel der Krone dürfte sich Felix Baumgartner dennoch nicht durchgelesen haben, denn der wetterte prompt auf seiner Facebook-Seite nur über Corinna Milborn:

©Facebook: Felix Baumgartner

 

Soso, er springt da „gerne mal dazwischen rein“. Frau Milborn kann wirklich froh sein, das er sie nicht sofort anspringen will, sondern nur ihre Figur kritisiert. Aber machen Sie sich nichts daraus, Frau Milborn, kein Wunder, wenn jemand „Born to fly“ ist. Nämlich „Born to fly into a Fettnäpfchen“. Aber vielleicht wird es doch nochmal spannend zwischen den beiden, denn Felix Baumgartner hat „doch sicher die Eier, sich der Diskussion zu stellen“. Jedenfalls in der PULS4-Sendung „Pro und Contra“. Bis dahin würde ich ihm nur gerne ans Herz legen, dass „Weltklasse“ ein Substantiv ist und man es groß schreibt. Aber was weiß ich als Frau schon? Ich gehöre in die Küche und zwar als Esstisch-Ersatz.

Bussi baba,

Melanie