Letzte Woche musste ich mir einen neuen Rasierer kaufen, obwohl ich es hasse, so viel Zeit mit dem Thema Rasieren verbringen zu „müssen“. Dabei könnte ich zum Waxing gehen oder mich lasern lassen: Will ich aber nicht. Was die Pink Tax mit dem Thema zu tun hat?
Das liest du heute hier.
Warum rasieren wir uns eigentlich?
Der Trend der Rasur kommt aus den USA: Dort rasierten sich Frauen um das Jahr 1910 zuerst die Achseln, als die Röcke kürzer wurden, dann auch die Beine. Es sollte femininer wirken, um so den Männern besser zu gefallen. Das schwappte dann nach Europa und in den westlichen Ländern gilt bis heute: haarfrei = gepflegt. Mehr zum Thema kannst du im Artikel von Pinkstinks hier nachlesen. Ich persönlich hasse es, mich zu rasieren. Es kostet SO VIEL Zeit. Und dennoch rasiere ich mich so oft es geht. Aber nicht nur die Achseln und Beine, sondern auch den Intimbereich, die Arme und mittlerweile sogar Teile des Gesichts. Ich fühle mich so einfach besser, aber ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob das daran liegt, weil ich mich dann wirklich besser fühle ODER weil ich es schon so lange mache, dass es für mich nach all den Jahren Normalität wurde.
Wirtschaftliche Vorteile und die Pink Tax
Wie schon vorhin erzählt: Mein Rasierer wurde kaputt und ich brauchte dringend einen neuen. Als ich mir dann einen neuen Rasierer im Supermarkt kaufen wollte, griff ich einfach zum erstbesten, der gerade verfügbar war. Beim nächsten Mal einkaufen hatte ich dann etwas mehr Zeit und mir die Preise genauer angeschaut. Ich finde, am besten lässt sich die Pink Tax mit Rasierprodukten erklären. Für alle, die den Begriff noch nie gehört haben: Unter Pink Tax versteht man, dass die quasi gleichen Produkte in anderer Aufmachung für Frauen und Männer unterschiedlich teuer verkauft werden. Überraschung, für Frauen natürlich um einiges teurer. Bei den Rasierern, die ich verglichen habe, konnten da schon gut und gerne 5 Euro Unterschied sein – gleiche Marke, ähnliche Klingeln, nur eben andere Aufmachung. Nicht falsch verstehen, der Rasierer, den ich mir gekauft habe, ist gut und erfüllt seinen Zweck. Aber ein ähnlicher Rasierer in „Männer-Packaging“ hätte es genauso getan. Und da sind wir schon beim springenden Punkt: Es lässt sich einfach richtig gut Geld machen, wenn Frauen ihre Körperbehaarung als „lästig“ empfinden. So einfach ist das.
Rasieren, waxen oder lasern
Es gibt unglaublich viele Arten, die unerwünschte Körperbehaarung loszuwerden. Ich rasiere meinen Körper schon seit mindestens 15 Jahren und habe in der Zeit auch andere Methoden ausprobiert: Waxen, Haarentfernungscremes oder Haarentfernungs-Pads. So wirklich darüber nachgedacht, wieso ich das eigentlich tue, habe ich aber noch nie. Grundsätzlich war es damals mit meinen 13 Jahren total im Trend, aalglatte Haut zu haben. Wehe, du hattest Stoppeln oder dunkle Haare auf den Armen! Das ist mittlerweile zum Glück etwas anders und Körperbehaarung bei Frauen wird nicht mehr so verteufelt. Dafür gibt es immer mehr neue Methoden, die nicht uns längere „haarfreie“ Zeit verschaffen. Lasern ist aktuell total im Trend, aber so teuer und ebenso zeitaufwendig, dass sich die Frage stellt, ob frau so wirklich „spart“. Trotzdem – und das muss ich auf reflektierter Basis zugeben – denke ich mir, wenn ich eine Frau sehe, die sich zum Beispiel die Beine nicht rasiert: Wow, wie mutig ist das bitte?
Körperbehaarung ist nicht „mutig“
Dass mein erster Gedanke eigentlich totaler Bullshit ist, weiß ich natürlich selbst. Körperbehaarung zu haben, ist einfach in Ordnung. Niemand muss seinen Körper so verändern, damit dieser in gesellschaftliche Erwartungen passt. Und viel wichtiger: Alles, was eine Person nicht innerhalb von einer Minute an ihrem Körper ändern kann (wie zum Beispiel etwas zwischen den Zähnen, eine kleine Wunde, die wieder aufreißt und blutet oder verschmierte Mascara), geht niemanden was an und hat auch niemand zu kommentieren. Vielleicht lässt es sich so am besten zusammenfassen: Ob haarfrei, Stoppeln oder natürliche Behaarung – es ist dann okay, wenn du dich wohlfühlst. Es macht dich nicht zu einem besseren Menschen, wenn du aus feministischen Gründen deine Beine nicht rasiert und dich dabei nicht wohlfühlst. Ebenso macht es dich nicht zu einen schlechten Menschen, wenn du Stoppeln hast oder dich lasern lässt. Tu genau das, was dir gut tut – aber reflektiere davor, ob es dir gut tut, weil du es so willst oder weil du glaubst, dass andere es von dir verlangen.
Bis bald und alles Liebe,
deine Melanie ❤
