Thomas Weber – Vom Fernseher zum Interview

Wenn er durch die Herrengasse in Graz spaziert, wird er ständig angesprochen und um Fotos gebeten. Der 35-jährige Steirer ist aber keinesfalls ein bekannter Popstar. Thomas Weber ist seit 2015 Moderator der Tagesnachrichten „Steiermark heute“. Was ihm so daran gefällt und wie man sich als „der Mann aus dem Fernseher“ fühlt, hat der Wahl-Grazer mir ganz persönlich erzählt:

Ein freundliches „Hallo Melanie, hier ist Thomas Weber“ hallt mir aus meinem Telefonlautsprecher entgegen. Ich selbst sitze in einem kleinen Raum meiner Universität und bin ziemlich nervös. Schließlich telefoniere ich mit einem der bekanntesten Gesichter der Steiermark. Journalismus ist das, was uns verbindet. Was er schon erreicht hat, liegt für viele in der Branche noch in ferner Zukunft. Ob London, Prag oder die alltägliche Arbeit im Landesstudio der Steiermark: Der Terminkalender des jungen Steirers ist randvoll. Eine Sportverletzung am Bein beschert ihm aber eine unfreiwillige Pause. „Ich liege hier gerade ganz bequem und habe meinen Fuß hochgelagert“, für mich das Stichwort, um loszulegen.

Die Karriere in der Medienbranche hat damals mit einem Praktikum bei dem Radiosender „Antenne Steiermark“ begonnen. Wie kam es dazu, dass Sie danach Politikwissenschaften studiert haben?

Ich wollte schon immer ein Studium machen und hatte das in meiner Lebensplanung drin. Irgendwie bin ich dann aber in den Medienjob „reingerutscht“. In den Sommerferien zwischen der 7. und 8. Klasse* habe ich ein Praktikum bei der „Antenne“ gemacht. Nach der Matura habe ich das Studium auf Eis gelegt und bin dann als Reporter zur „Antenne“ zurück. Mit fast 23 Jahren kam dann der Punkt, an dem ich mir gedacht habe: „Wenn du jetzt kein Studium mehr machst, wirst du nie mehr eines machen.“ Also habe ich bei der „Antenne“ gekündigt, weil ich wusste, dass sich in diesem Fall der Job nicht mit dem Studium vereinbaren lässt. Nach einem abgebrochenen BWL- und JUS-Studium in Graz bin ich schlussendlich nach Wien und habe dort meinen Magister in Politikwissenschaften gemacht. Dieses Fach hat mich einfach am meisten interessiert!

Nach dem Studium waren Sie in München als Jungredakteur bei „ProSieben“. Warum kommt man danach wieder zurück in die Steiermark?

Nach dem Studium war ich viel unterwegs, aber ich muss gestehen, nach meinen ersten drei Wochen in München hatte ich richtig Heimweh. Ich habe einfach alles vermisst und bin dann relativ rasch zurück in die Steiermark, auch weil ich wusste, dass es eventuell eine Chance gibt, beim Österreichischen Rundfunk (ORF) anfangen zu können.

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Der gebürtige Weststeirer liebt seine Heimat. © Thomas Weber

 

Also ist die Arbeit beim ORF schon von Anfang an der Traumberuf gewesen?

Nein, das würde ich nicht so sagen. Ich habe schon früh gewusst, dass ich später im Medienbereich arbeiten will. Ob das nun im Radio, bei der Zeitung oder im Fernsehen sein soll, war mir damals nicht wirklich bewusst. Zum ORF speziell wollte ich nie. Es ist kein Geheimnis, dass der ORF der größte Medienanbieter Österreichs ist. Also wenn sich die Chance ergibt, dass man im ORF in verschiedensten Bereichen arbeiten darf, würde ich das dann schon als Traumjob bezeichnen.

Seit Juni 2015 sind Sie nun sogar Moderator für „Steiermark heute“. Wie fühlt es sich an, ein bekanntes „Fernseh-Gesicht“ zu sein?

Unwirklich! (lacht) Nein, also ich arbeite bald 10 Jahre beim ORF und bin dort Teil des Teams. Als dann 2015 ein Moderator gesucht wurde, war das irgendwie die Erfüllung des Traums, den man als Journalist anstrebt. Wenn man dann wirklich nicht um 19 Uhr nach Hause geht, sondern im Hauptabendprogramm moderiert, kann man sich davor gar nicht vorstellen, welche Aufmerksamkeit man geschenkt bekommt. Oft höre ich auf der Straße „Schau, UNSER Nachrichtensprecher!“ und über solche Rückmeldungen freue ich mich doch sehr. Ob nun real oder virtuell über die sozialen Medien: Ich trete sehr gerne in Kontakt mit den Zuseherinnen und Zusehern. Mich nervt so etwas nicht, im Gegenteil, ich freue mich sehr darüber, angesprochen zu werden.

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Zuvor schon beim ORF, jedoch seit Juni 2015 Moderator von „Steiermark heute“.                                        © Thomas Weber

Stichwort soziale Medien: Auf Ihrer Facebook-Seite tummeln sich mehr als 7000 FollowerInnen. Hand aufs Herz, googelt man sich da auch manchmal selbst, um zu wissen, was so geschrieben wird?

Nein, noch nie! Auf diese Idee wäre ich ganz ehrlich gesagt noch nie gekommen. (lacht) Meistens weiß man schon vorher, wenn irgendein Artikel geschrieben wird. Aber als Journalist ist man schon viel im Internet unterwegs, einfach um „Up-to-Date“ zu sein und wirkliche wichtige Nachrichten mitzubekommen. Mich selbst zu googeln würde für mich aber keinen Sinn ergeben!

Aber nun zurück zum Thema Facebook: Hauptsächlich sieht man dort Fotos von der Arbeit oder vom Sport. Ist der Sport nur eine lästige Tätigkeit, weil man als Moderator fit bleiben muss oder macht das Ganze schon Spaß?

Da kann ich nur meine Standardantwort auspacken und sagen, dass ich einer der wenigen Menschen bin, denen Sport überhaupt keinen Spaß macht. Ich habe auch nicht die Glückshormonausschüttung danach. (lacht) Laufen ist für mich nur Mittel zum Zweck, um fit zu bleiben und meine Figur zu halten. Deshalb mache ich vier bis fünf Mal pro Woche Sport, aber das wäre auch schon wieder der einzige Grund. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, fit und gesund zu bleiben, ohne Sport zu machen, wäre ich sofort dabei!

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                Regelmäßig wird fleißig trainiert.                       ©Thomas Weber

Nun eine wirklich wichtige Frage: Wiener Schnitzel oder Kaiserschmarren?

Wiener Schnitzel!!! Ich bin der Parade-Österreicher, der von Zeit zu Zeit sein Wiener Schnitzel braucht. Immer wenn ich zu meinen Eltern fahre, dann gibt es eines. Ich liebe Wiener Schnitzel!

Bei der Mama ist es am besten oder?

Ja, sicher! (lacht)

In einem Interview im September 2015 haben Sie gesagt, dass Sie bis zu 5 Liebesbriefe pro Tag bekommen. Ist das heute auch noch so?

Nein, leider! (lacht) Aber man muss sich das sowieso ganz anders vorstellen als es in diesem Interview dargestellt wurde. Wir leben im Jahr 2016 und da ist so ein handgeschriebener Liebesbrief eine echte Seltenheit. Also wenn, dann bekomme ich diverse Facebook-Nachrichten von Frauen, in denen steht, wie süß ich doch bin oder dass diese Damen mich Kennenlernen möchten. Meistens werde ich auch gefragt, ob ich der aus dem Fernseher bin und ob man nicht weiter über WhatsApp schreiben will. Das beschränkt sich aber auf maximal vier bis fünf Nachrichten pro Woche.

Haben Sie ihre große Liebe dann schon gefunden oder lässt die noch auf sich warten?

Die lässt noch auf sich warten! Sagen wir so, es war noch kein Liebesbrief dabei, der mich so geflasht hat, dass ich sagen würde, das ist jetzt meine große Liebe.

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Liebesbriefe via Facebook sind keine Seltenheit.      ©Thomas Weber

 

Würden Sie sich dann selbst als Romantiker bezeichnen?

Puh, würde ich mich selbst als Romantiker bezeichnen? Ja, schon. Gibt es eigentlich Menschen, die nicht romantisch sind?

Stimmt, gutes Gegenargument.

Es hängt davon ab, wie man romantisch definiert. Wenn man einfach in der Früh zu zweit aufwacht und sich darüber freut, finde ich das eigentlich schon romantisch. Fast romantischer als die kitschige Version, wenn man eben am Balkon mit vielen Decken ein Glas Wein trinkt und die Sterne dabei anschaut oder am Strand spazieren geht. Romantik ist immer eine Definitionssache und ich denke, jeder Mensch ist irgendwie romantisch.

Also hat er sich doch selbst verraten, der liebe Herr Weber. Welchem Mann wären solche Bespiele schon eingefallen, wenn er nicht selbst ein wahrer Romantiker wäre?

Thomas Weber seht Ihr bald wieder um 19 Uhr im ORF2 und von mir hört Ihr wieder nächste Woche, hier auf elitale,

 Eure Melanie

*Deutschland: 11. und 12. Klasse